Wildwasser rund um Garmisch

Himmelfahrt 2008 in Garmisch und Umgebung

Wohin fährt man für ein verlängertes Wochenende ? Unsere Wahl wieder fiel auf Garmisch. Hier gibt es ausreichend Bäche, deren Schwierigkeitsgrad unseren Fähigkeiten entspricht. Am Mittwoch Nachmittag geht es los. Zuerst muss noch Ralf in Hagen-West abgeholt werden. Dann geht es weiter nach Köln zum Bootshaus des KC Neptun. Dort werden noch Harald und Christiane mitsamt ihren Booten eingeladen. Um 17:30 Uhr sind wir auf dem Weg Richtung Süden. Zuerst klappt alles ausgezeichnet, jedoch kurz hinter Frankfurt sitzen wir im Stau fest. So bietet sich uns die Gelegenheit, drei Stunden den Spessart bei Nacht zu bestaunen. Christiane entdeckt eine Maus auf dem Mittelstreifen. “Die ist ja schneller als wir!”, entfährt es ihr. Kurz vor Würzburg ist der Spuk vorbei, die Autobahn wieder frei. Um 2:30 Uhr werden wir von unserer Vermieterin trotz der späten (oder frühen) Stunde freundlich empfangen. Wir werfen uns nur noch in unsere Betten.

1.Tag: Die Ammer – Für Einsteiger

Lagebesprechung am Frühstückstisch: Welchen Bach paddeln wir als erstes? Bei Kaffee, Brötchen und Marmelade entscheiden wir uns für die Ammer. WW II-III erscheint uns erst mal ausreichend. Als erstes besorgen wir uns bei einem ortsansässigen Fahrradverleih ein Fahrrad zum Umsetzen. Am Einstieg der Ammer erwarten uns bereits Unmengen von Kanuten, die den 1.-Mai-Feiertag ebenfalls auf der Ammer verbringen wollen. Mehr Paddler findet man selbst beim Schröer-Bootstest in Holibu nicht. Das Leihrad kann also heute, wie übrigens auch alle anderen Tage im Kofferraum bleiben. Ohne Probleme lässt sich immer jemand zum Umsetzen finden.

Die erste Schlüsselstelle auf der Ammer findet sich nur ein paar hundert Meter unter dem Einstieg. Das größte Problem besteht jedoch darin, bei der Unmenge an Booten, noch ein Plätzchen im Kehrwasser zu finden. Gerade als ich einschwingen will, kommt ein Boot aus dem Kehrwasser heraus – RUMS ! Zum Glück sind alles PE-Boote. Bei Ralf sieht die Linie schon wesentlich eleganter aus. Nur Christiane schafft es leider nicht. Sie kentert und kann das Ufer nur schwimmend erreichen. Ihr Kajak aber treibt fröhlich die Ammer hinunter. Ralf und ich stürzen uns hinterher und versuchen das Boot ins Kehrwasser zu schieben. Das gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht. Es dauert eine ganze Weile, ehe das Boot auf einer Kiesbank liegen bleibt und noch länger ehe Christiane laufend und schwimmend zusammen mit Harald hinterher kommt.

Dann geht es weiter durch das Ammertal. Die vielen Paddler verteilen sich, so dass man die Landschaft in Ruhe genießen kann. Das WW macht Spaß und ist für uns zum Eingewöhnen genau richtig. Eine Gefahr bilden jedoch im Fluss liegende Bäume und Äste. An einer Stelle zieht die Strömung genau unter einen Baum. Ein Paddler einer anderen Gruppe treibt direkt in das Geäst, kentert und verfängt sich in den Zweigen. Nur mit letzter Kraft und unserer Unterstützung gelingt es ihm, sich zu befreien. Das wäre fast böse ausgegangen.

Abends haben alle einen Bärenhunger. Aber mit richtigem bayrischen Essen lässt sich auch dieses Problem beheben.

2. Tag: Der Rissbach – Ja nicht den Ausstieg verpassen

Der Rissbach kommt aus dem österreichischen Teil des Karwendels, überquert die Grenze und mündet dann in die Isar. Bei Touristen ist vor allem die Rissbachklamm bekannt, die sich direkt der Standardstrecke anschließt. Bei der Anreise werfen alle Paddler pflichtgemäß einen Blick in die Klamm. Um hier zu fahren, muss man sein Sportgerät wirklich beherrschen oder ziemlich bekloppt sein. Wir schauen uns unsere Ausstiegsstelle unter einer Straßenbrücke jedenfalls sehr genau an, um sie ja nicht zu verpassen. Bei der weiteren Anfahrt begutachten wir noch die beider IV er Stellen: Die Schrägen Rippen und das Straßen-S.

Dann sind wir endlich auf dem Wasser. Bei WW II geht es in spritziger Fahrt den Bach hinunter. Es bleibt genügend Zeit, die schöne Landschaft mit den schneebedeckten Gipfeln zu bestaunen. Rechtzeitig vor dem Straßen-S landen wir rechts an, um unsere Boote zu umtragen. Einige Paddler stürzen sich die Stufe hinunter. Bei manchen sieht es sehr elegant aus, aber bei vielen kann man froh sein, dass sie sich nicht die Knochen brechen. Durch dieses Schauspiel animiert, beschließt auch Harald das Straßen-S zu fahren und kommt auch tatsächlich heile unten an.

Kurz danach folgen die Schrägen Rippen. Die sind zwar auch mit WW IV eingestuft, das erscheint jedoch etwas zu hoch. Christiane trägt um. Wir anderen haben auf dieser Wasserrutsche so viel Spaß, dass wir die Boote sogar nach oben tragen, um noch einmal zu fahren. Dann geht es gemütlich weiter bis zum Ausstieg, den wir übrigens problemlos finden ohne in die Klamm gezogen zu werden.

3. Tag: Die Loisach – Ein flotter III-er

Am letzten Tag steht die Griesenschlucht der Loisach auf dem Programm. Christiane hat sich leider schon gestern Abend in Richtung Rostock verabschiedet. Jetzt sind wir nur noch zu dritt.

Bei der Anfahrt zur Einstiegsstelle inspizieren wir schon ein paar Stellen auf dem Bach und versuchen uns die besten Routen zu merken. Die Strecke besteht jedoch durchgehend aus WW III. Da kann man sich sowieso nicht alles merken.

Die ersten drei- bis vierhundert Meter auf dem Fluss gehen locker an ein paar Kiesbänken vorbei. An einer verfallenen Brücke beginnt dann die Griesenschlucht. Uns allen ist etwas mulmig im Bauch, denn wir wissen nicht genau, was uns da erwartet. Niemand will vorfahren und jedes Kehrwasser wird genutzt um dem anderen die Vorfahrt zu lassen. Doch irgendwann nützt es nichts mehr, wir fahren an den verfallenen Brückenpfosten vorbei in die Schlucht hinein. Dort erwartet uns das wunderschönste Wildwasser. Über das gesamte Flussbett sind immer wieder Felsen verteilt. Doch immer lässt sich eine Durchfahrt finden. Vor jeder unübersichtlichen Stelle kann man ein Kehrwasser anfahren und sich notfalls alles auch erst einmal vom Ufer ansehen. Wir fühlen uns ge- aber nicht überfordert. Es macht einfach Spaß.

Die letzte schwierige Passage bildet das sogenannte Treppenhaus. Als das hinter uns liegt, haben wir es geschafft – denken wir. Es wird zwar nicht mehr wirklich schwierig, aber es folgt noch so mancher kräftige Schwall und es liegen auch noch einige Felsen im Weg. Unsere Konzentration ist aber weg, und so eiern wir den Rest mehr schlecht als recht hinunter. Ralf bleibt in einer Walze hängen und stößt sich mit seinem Paddel kräftig von einem Stein ab, um wieder heraus zu kommen. Und Harald findet noch eine Gelegenheit uns seine Künste beim Eskimotieren vorzuführen. Dann haben wir den Ausstieg erreicht.

Viel zu schnell gingen die Tage in und um Garmisch vorbei. Die Boote werden wieder fest auf dem Dach verstaut und am Sonntag stellen wir uns wieder wie alle anderen in den Rückreisestau in Richtung Köln und Ruhrgebiet.

Autor: Volker Limberg Bilder: Ralf Kleinert, Volker Limberg, Harald Schramke